ANZEIGE Finanztipp Nachhaltige Werbeversprechen

Viele Sparer setzen auf nachhaltige Investments. Sie wollen ihr Geld sauber anlegen – für Klimaschutz, einen fairen Umgang mit Arbeitnehmern oder mehr soziales Engagement. Doch bei der Auswahl sollten sie kritisch sein

 Anleger sollten genau hinsehen. Denn die Nachhaltigkeitskriterien der Fondsgesellschaften unterscheiden sich sehr stark.

Anleger sollten genau hinsehen. Denn die Nachhaltigkeitskriterien der Fondsgesellschaften unterscheiden sich sehr stark.

Foto: dpa/DPA

Der Trend zeichnet sich schon seit Jahren ab: Inzwischen sind mehr als 147 Milliarden Euro nach Angaben des Bundesverbandes der Investmentgesellschaften in nachhaltigen Fonds angelegt. Jeder zweite Sparer interessiert sich nach einer aktuellen Studie des Verbraucherzentrale Bundesverbandes für grüne Anlagen. 69 Prozent wollen einen messbaren Beitrag damit leisten, Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Fast jeder zweite Befragte zeigt sich bereit, auf einen kleinen Teil Rendite dafür zu verzichten. Dabei ist das nicht notwendig. Die Erträge liegen nicht mehr zwangsläufig unterhalb jenen konventioneller Alternativen – im Gegenteil.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) kommt in einem neuen Gutachten aber zu einem frustrierenden Ergebnis. „Als nachhaltig beworbene Geldanlagen führen nicht automatisch zu mehr Nachhaltigkeit“, so die Experten. Zwar könnten sie eine positive Wirkung schaffen, weil Verbraucher für das Thema sensibilisiert werden und deshalb zum Beispiel auch in weniger rentable regenerative Energien investieren. Doch direkte positive Effekte über den Kapitalmarkt seien kaum nachweisbar. „Nachhaltigkeit muss mehr sein als ein Werbeversprechen. Das gilt auch am Finanzmarkt. Deshalb ist es entscheidend, ob Geldanlagen tatsächlich zu mehr Nachhaltigkeit führen“, erklärt Klaus Müller, Vorstand des vzbv. Anbieter könnten das Grüne vom Himmel versprechen, ohne dass sich tatsächlich etwas bewegt. „Verbraucher sollten insbesondere Produkte kritisch hinterfragen, die mit Nachhaltigkeitszielen werben und gleichzeitig höhere Renditen als der Markt versprechen“, warnt Thomas Hentschel, Finanzexperte der Verbraucherzentrale NRW.

Genau da aber liegt das Problem. Denn die Sparer können nicht oder nur sehr schwer erkennen, welche Unternehmen, Technologien und Konsumgüter in welcher Weise nachhaltig sind. „Zwar existieren in einzelnen Wirtschaftsbereichen durchaus verlässliche Kennzeichnungen, eine wirksame Gesamtstrategie gegen so genanntes Greenwashing ist aber nicht erkennbar“, so der vzbv. Hentschel empfiehlt daher, sich mit den Nachhaltigkeitskriterien der Produkte zu beschäftigen und die eigenen Wertvorstellungen damit abzugleichen.

Kein Mindeststandard

Auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) weist darauf hin, dass einheitliche Mindeststandards für diese Geldanlagen noch fehlen und dass es kein unabhängiges Verbraucherlabel gibt. Ebenso trifft dies auf gesetzliche Verpflichtungen für Anbieter zu, Informationen offenzulegen. „Hinter den Namenszusätzen wie „ökologisch“, „sozial“, „ethisch“, „grün“ oder „klimafreundlich“ verbergen sich ganz unterschiedliche Kriterien. Jeder Anbieter kann etwas Anderes darunter verstehen. Um beurteilen zu können, ob die Geldanlage Ihrem Verständnis von Nachhaltigkeit entspricht, müssen Sie sich genau informieren“, warnt die BaFin auf Ihrer Internetseite. 

Möglicherweise könnten Siegel helfen. Ein EU-Ecolabel für Finanzprodukte wird entwickelt. Schon seit Jahren vergibt aber zum Beispiel das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) ein Testat, wenn Publikumsfonds Mindeststandards zur Transparenz, Berücksichtigung von Arbeits- und Menschenrechten, Umweltschutz sowie Korruptionsbekämpfung einhalten. 2020 wurden 168 Fonds mit dem unabhängigen Gütesiegel ausgezeichnet.

Das Ecoreporter-Siegel (www.ecoreporter.de) erhalten Finanzprodukte, die zum Beispiel auf Gentechnik, Tierversuche, Glücksspiele oder Suchtmittel verzichten. Geprüft wird auch, dass die Anlagen nicht im Zusammenhang mit Menschenrechtsverletzungen, Waffen und Rüstung oder Kinderarbeit stehen.

In dem Global Challenges Index der Böse Hannover sind 50 internationale Aktien von besonders nachhaltig orientierten Unternehmen gelistet. Der GCX bekennt sich zu diesen globalen Herausforderungen (www.boersenag.de): Bekämpfung des Klimawandels, Trinkwasserversorgung, Förderung nachhaltiger Waldwirtschaft, Erhalt der Artenvielfalt sowie auch Armutsbekämpfung.

Wie nachhaltig die Konzepte sind

Eine interessante Untersuchung ist im aktuellen „Fair Finance Guide“ veröffentlicht. Zum fünften Mal hat der von der Berliner NGO Facing Finance koordinierte Fair Finance Guide Deutschland (FFG) überprüft, ob und wie deutsche Banken und Sparkassen Menschen- und Umweltrechte beachten. Der Fair Finance Guide checkt die veröffentlichten Selbstverpflichtungen von 16 Geldinstituten anhand von über 280 Kriterien in Bezug auf ihre Übereinstimmung mit internationalen Nachhaltigkeitsstandards. Das Projekt wird von der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen sowie von der schwedischen Entwicklungsagentur Sida gefördert.

Danach lassen sich bei ethisch-ökologischen und nachhaltigen Geldanlagen vier grundlegende Anlageansätze unterscheiden:

Gezielte Investitionen

Nach bestimmten Kriterien wird festgelegt, in welche nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen und Branchen investiert wird. Dies können Gesellschaften aus dem Bereich der erneuerbaren Energien sein oder Firmen, die sich durch besonderes soziales Engagement auszeichnen. Nachteil für Anleger: Je geringer die Streuung der Investments, desto höher ist die Gefahr, bei einer wirtschaftlichen Flaute hohe Verluste zu erleiden.

Ausschlusskriterien

Es wird bestimmt, in welche Unternehmen oder Branchen kein Geld fließt. Sehr häufig wird beispielsweise die Produktion von Atomenergie, Waffen, Tabak und Alkohol ausgeschlossen. Oder es bleiben alle Firmen außen vor, die Kinderarbeit zulassen oder mit Gentechnologie arbeiten.

Best-in-Class

Die Anbieter suchen Firmen aus, die in ihrer Branche in Sachen Umwelt- und/oder Sozialstandards eine Vorreiterrolle einnehmen. Keine Branche wird von vorneherein ausgeschlossen. Deshalb können auch Wirtschaftszweige wie die Atom- oder die Rüstungsindustrie im Portfolio landen. Dies mag zunächst verwundern. Dahinter steckt aber die Idee, dass so auch die weniger engagierten Branchenvertreter animiert werden, es dem „klassenbesten“ Unternehmen gleich zu tun und ihr soziales, ethisches und ökologisches Engagement zu verstärken. Langfristig soll so die gesamte Branche nachhaltiger werden.

Engagement

Finanzanbieter wie Fondsgesellschaften, Versicherungen oder Banken treten in den direkten Dialog mit Aktiengesellschaften oder nutzen ihr Stimmrecht als Aktionär dazu, um Umwelt- oder Sozialstandards in die Unternehmenspolitik zu integrieren und durchzusetzen.

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