Kurz mal weg Diese Tagesziele lohnen sich von Bonn aus

Serie | Bonn/Region · Ein Spaziergang durch die Teufelsschlucht in der Südeifel? Oder mit dem Rad auf den Spuren Joseph Beuys? Wir haben in diesem Teil unserer Serie ein paar Ausflugstipps zusammengestellt - alle geeignet für einen Tagesausflug.

 Wildromantisch: Weg durch die Teufelsschlucht bei Ernzen im Naturpark Südeifel

Wildromantisch: Weg durch die Teufelsschlucht bei Ernzen im Naturpark Südeifel

Foto: Heidrun Braun

Mit jedem Schritt auf der Treppe, die vom Ferschweiler Plateau in der Südeifel hinunter in die Teufelsschlucht führt, wird es ein bisschen kälter. Hat da etwa der Gehörnte seine Finger im Spiel? Will er den Wanderern einen eisigen Schauer über den Rücken jagen? Elke Wagner vom Naturparkzentrum Teufelsschlucht ist sich sicher, dass der Name ein Marketing-Gag aus den 1930er Jahren ist, den sich ein Bürgermeister ausdachte, um die Schlucht bekannter zu machen.

Die Archäologin kann auch gut erklären, warum der Höllenfürst nicht für die bizarre Welt aus steil aufragenden Sandsteinwänden, Felsvorsprüngen und Gesteinsspalten, aus denen Bäume und Büsche wachsen, verantwortlich ist: „Vor 190 Millionen Jahren wogte hier das Lias-Meer“, erklärt sie. „Der Kalk, der in den Gehäusen von Muscheln und anderen Meerestieren vorhanden ist, wirkte wie ein Bindemittel für die Sandkörner und ließ alles zusammen über viele Millionen Jahre versteinern.“

In der Eiszeit rutschte ein Teil der Felsen bis ins Prümtal, staute das Wasser und ließen einen See entstehen. Heute ist der See verschwunden, aber der feine Boden, der sich auf seinem Grund abgelagerte, ist ideal für den Anbau von Hopfen als wichtige Zutat für das berühmte Eifeler Bier. An mehreren Stationen auf der Wanderung durch die Teufelsschlucht zwischen Ernzen und Irrel ist Elke Wagners Stimme für jeden zu hören, der sich die Lauschtour-App aufs Smartphone heruntergeladen hat. Genau hier entstand übrigens die Idee für die Lauschtouren, in denen Kenner der Region ihre ganz persönlichen Geschichten erzählen und mit Witz und Fantasie lehrreiches Hintergrundwissen vermitteln.

Inzwischen sind die Lauschtouren nicht nur in der Eifel auf der Erfolgsspur. Besonders für Familien mit Kindern sind die kurzweiligen Höreinlagen willkommene Abwechslung beim Wandern und Motivation, die nächste Station aufzusuchen.

Im nur 300 Meter entfernten Dinosaurierpark gibt es eine weitere Lauschtour, die vor allem die teilweise furchterregenden lebensgroßen Dinosauriernachbildungen erklärt. Der Seismosaurus etwa ist sagenhafte 45 Meter lang und 8,50 Meter hoch. „Das Konzept des Dinosaurierparks basiert auf einer Reise durch die Evolution des Lebens“, sagt Bruno Zwank, Leiter des Dinosaurierparks.

Auf dem zwei Kilometer langen Rundweg zu Dinos, Amphibien und Rieseninsekten durch 620 Millionen Jahre Erdgeschichte kann man leicht das Zeitgefühl verlieren. Deshalb empfiehlt sich unbedingt ein Besuch der begehbaren Erdzeitenschnecke, die in ihrer Form an einen Ammoniten erinnert und gleichzeitig wie eine Burg aussieht.

In zehn Minuten durchquert man auf dem Weg durch die Spirale unglaubliche 4,6 Milliarden Jahre. Dabei geht alles maßstabsgetreu zu. Die Strecke durch das Präkambrium, das 86 Prozent der Erdgeschichte ausmacht, wäre besonders lang. Deshalb steht jeder Zentimeter für 500 Jahre.

Doch noch viel erstaunlicher wird es, wenn wir die Geschichte der Erde auf einen Tagesablauf, also 24 Stunden, übertragen. Dann gibt es erst gegen 23 Uhr die ersten Säugetiere auf der Welt und zwei Minuten vor Mitternacht bewegen sich unsere Urväter durch die afrikanische Savanne. Im Quartär, unserem Erdzeitalter ist es bereits 23.59 Uhr und in der buchstäblich letzten Sekunde der Erdgeschichte erfindet der Mensch nützliche Dinge wie die Axt, das Rad, den Buchdruck, die Brille, den Bleistift, das Auto, das Internet und Solarzellen. Natürlich ist auch das Erlebnis Erdzeitenschnecke eine Lauschtour und nicht nur für Kinder ein unterhaltsames und eindrucksvolles Bildungserlebnis.

Auf den Spuren einer Ikone

Der 100. Geburtstag des Ausnahmekünstlers Joseph Beuys (1921-1986) versetzt nicht nur die Kunstszene in Feststimmung. Auch die Touristiker zeigen Flagge – etwa mit der neuen Radroute „Beuys & Bike“, die auf rund 300 Kilometern den Spuren der Kunst-Ikone folgt. Stationen sind unter anderem das Geburtshaus in Krefeld, diverse Ateliers und Museen. Auch das Wasserschloss Moyland in Bedburg-Hau ist ein Etappenziel. Dort befindet sich die weltweit größte Sammlung an Beuys-Werken. Räder kann man auch mieten, an der Route liegen zahlreiche Verleihstationen.

 Schloss Moyland am Niederrhein verfügt über eine einzigartige Sammlung an Werken des Künstlers Joseph Beuys - es liegt entlang der neuen Radroute „Beuys & Bike“.

Schloss Moyland am Niederrhein verfügt über eine einzigartige Sammlung an Werken des Künstlers Joseph Beuys - es liegt entlang der neuen Radroute „Beuys & Bike“.

Foto: dpa-tmn/Bernd Thissen

Soziales Leben in den Zoos des Westens

Der persönliche Besuch von Tiergärten ist zurzeit nur eingeschränkt möglich, das Fernsehen schafft allerdings etwas Abhilfe, die sich mehr als „sehen“ lässt. In seinem Dreiteiler „Die wilden 12 – Unsere Zoos im Westen“ porträtiert der WDR alle zwölf Zoos in NRW. Nach 18 Monaten Drehzeit kamen 130 faszinierende Minuten zusammen. Zwei Episoden über die Zoos unter anderem in Dortmund, Münster und Gelsenkirchen wurden bereits gesendet, sie sind in der Mediathek abrufbar. Im dritten Teil stehen die Zoos und Aquarien von Köln, Düsseldorf, Wuppertal und Duisburg im Mittelpunkt. Schwerpunktthema sind Familienplanung und soziales Leben der Tiere.

Viele Vögel in den Auen

Haubentaucher, Graureiher, Kanadagans, Schwarzer Milan und Kormoran: Die Auenlandschaft bei Ingelheim in Rheinhessen lockt zahlreiche Vögel an – und damit auch Ornithologen und andere Naturliebhaber, die auf dem flachen Rheinauen-Erlebnispfad zwischen Pappeln und Trauerweiden das Geschehen am Rheinufer beobachten, während auf dem Fluss die Schiffe vorbeiziehen. Die Route ist als Rundweg in drei Varianten angelegt, auch viele Obstplantagen werden passiert.

Kulturlandschaft im Dreiländereck

Im Dreiländereck zwischen deutscher Eifel und den belgisch-luxemburgischen Ardennen liegt der Islek – eine alte Kulturlandschaft, in der wilde Orchideen wachsen und bunte Schmetterlinge durch die Lüfte flattern. In der Ferienregion lässt gut wandern, für Einsteiger empfiehlt sich etwa ein Spaziergang auf den „Islek Pfädchen“ bei Arzfeld (2,7 km) und Waxweiler (3,5 km). Interessante Radrouten gibt es an Enz und Prüm oder auf ehemaligen Bahntrassen. Wer sich für Geschichte interessiert, besucht die Überreste keltischer Festungen oder römischer Villen in Waxweiler.

Eindrucksvolle Ruine mit Blick in die Rheinebene

115 Kilometer, 4400 Höhenmeter, 49 Stunden Gehzeit: Das sind die Eckdaten des Burgensteigs Bergstraße, der in neun sportlichen Etappen von Darmstadt nach Heidelberg führt. Am Wegesrand liegen zwei Dutzend Burgen und Schlösser. Ziel der waldreichen zweiten Etappe ist eines der populärsten Bauwerke Hessens schlechthin: Schloss Auerbach in Bensheim-Auerbach – eine Burgruine mit gut erhaltenen Türmen und Mauern.

 Der beeindruckende Ausblick auf das Schloss Auerbach.

Der beeindruckende Ausblick auf das Schloss Auerbach.

Foto: Foto: djd/Tourismus Service Bergstrasse / Thomas Jeckel

Die Anlage dient – normalerweise – auch als Kulisse für kulturelle Veranstaltungen. Der Burgensteig erlaubt immer wieder Aussichten über die Rheinebene. Ein echter Geheimtipp. Weitere empfehlenswerte Wanderwege in der Region Bergstraße-Odenwald sind der Alemannenweg, der Nibelungensteig und der Neckarsteig.

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