Ordnungsämter der Region ziehen Bilanz In Bonn wächst das Unverständnis für die Corona-Regeln

Bonn/Rhein-Sieg-Kreis · Ein Jahr Corona ist vorbei - und damit auch ein Jahr der Schutzverordnungen zur Pandemiebekämpfung. Wie die Ordnungsämter aus Bonn und der Region zum Verhalten der Bürger und der Zahl der Verstöße Bilanz ziehen.

 Mitarbeiter des Ordnungsamtes unterwegs in der Bad Godesberger Fußgängerzone.

Mitarbeiter des Ordnungsamtes unterwegs in der Bad Godesberger Fußgängerzone.

Foto: Maximilian Mühlens

Die Sicherheitskräfte der Ordnungsämter sind seit März 2020 wohl präsenter als je zuvor. Sie kontrollieren zusammen mit der Polizei die Einhaltung der Corona-Schutzverordnung. Im Januar meldete die Stadt Bonn, bisher seien aufgrund von Verstößen gegen die Schutzverordnung Bußgelder von mehr als 250.000 Euro verhängt worden. Welches Zwischenfazit ziehen die Ordnungsämter in Bonn und der Region nach einem Jahr Corona? Haben sich die Menschen an die Regelungen gehalten?

Bonn: Kirschblüte als Hauptproblem

Wolfgang Fuchs, Bonner Ordnungs- und Personaldezernent, stellte den Bonnern im GA-Interview ein gutes Zeugnis aus. Die Bonner seien "ziemlich diszipliniert und halten sich an die Regeln." Auf einer Skala von eins bis zehn vergab Fuchs Anfang März acht bis neun Punkte für die Einhaltung der Regeln. Carsten Sperling, Leiter des Stadtordnungsdienstes, zeichnet ein differenzierteres Bild. Zwar seien die vergangenen zwölf Monate positiv zu bewerten: Die Beamten hätten gewissenhaft auf immer neue Herausforderungen reagiert. Im Verhalten der Bürger aber zeichne sich eine Entwicklung ab. Habe die überwiegende Mehrheit im ersten Lockdown mit Verständnis reagiert, so kämen nun verstärkt Unverständnis und Gereiztheit auf, was zu mehr verbalen wie tätlichen Angriffen führe.

"Es wurden seit Beginn der Pandemie rund 3.300 Sanktionen - Bußgeldbescheide und Verwarnungen - verhängt. Der überwiegende Teil war auf Verstöße gegen die Maskenpflicht und das Kontaktverbot und in geringerem Umfang auf Quarantäne-Verstöße zurückzuführen." Erstere Verstöße zogen eine Geldstrafe von 50 bis 150 Euro nach sich, 250 Euro gab es für Verstöße gegen das Kontaktverbot und mit 1000 Euro wurde die Verletzung der Quarantäne-Verordnung sanktioniert. Vor besondere Herausforderungen seien die Ordnungsbeamten mit der Kirschblütenzeit gestellt. Hier arbeiten Stadtordnungsdienst, Personalamt und andere Ämter der Stadtverwaltung zusammen, um dem hohen Besucheraufkommen in der Altstadt gerecht zu werden. Das Personal musste in der Pandemie insgesamt aufgestockt werden.

Köln: Insgesamt 767.000 Euro Bußgeld bis Ende März

Beim Kölner Ordnungsamt fällt die Bilanz gemischt aus. Bisher habe es in Köln mehr als 18.000 Verstöße gegen die Corona-Schutzverordnung gegeben, wobei Verstöße gegen das Ansammlungs- und Kontaktverbot in 5506 Fällen vorkam, dazu 9507 Verstöße gegen die Maskenpflicht. Die Mehrheit der Bevölkerung halte sich an die Vorgaben, gab die Stadt in einer Pressemitteilung bekannt. Dennoch stießen die Ordnungsamt-Mitarbeiter zunehmend auf Unverständnis sowie verbale und zum Teil auch körperliche Widerstände, insbesondere seit dem zweiten Lockdown Mitte Dezember 2020.

Die Mitarbeiter des Ordnungsdienstes leisteten in den vergangenen zwölf Monaten fast 25.500 Über- und Mehrarbeitsstunden, so die Stadt Köln. Zwischen dem 23. März 2020 und dem 22. März 2021 erließ die Bußgeldstelle 3.151 Bußgeldbescheide; eine Summe von fast 767.000 Euro.

Rheinbach: Überwiegend positive Bilanz

Rheinbach sei nie ein Hotspot gewesen, die Bürger hielten sich überwiegend an die Schutzverordnung, sagt Norbert Sauren vom Rheinbacher Stadtmarketing. "Die Rheinbacher sind nach wie vor ganz überwiegend umsichtig, diszipliniert und verständig. Daran hat sich auch nach einem Jahr noch nichts geändert. Dabei muss man berücksichtigen, dass die sich ständig, teilweise bis in kleinste Details ändernden Verordnungen die Bürger verunsichern und ermüden", so Sauren. Lediglich 30 Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten seien eingeleitet worden, wovon die Hälfte Bußgeldstrafen nach sich zogen. Zurückgeführt werde dies auf die Strategie, mit den Bürgern zu sprechen, anstatt Gelder zu verhängen. Besondere Problemgruppen gebe es in Rheinbach nicht. Auch hier musste das Ordnungsamt personell aufgestockt werden.

Siegburg: Wachsende Aggression und Uneinsichtigkeit

Jan Gerull, Pressesprecher der Stadt Siegburg, zieht ebenfalls eine gemischte Bilanz. Zwar gebe es insgesamt eine mehrheitliche Akzeptanz der Beschränkungen, jedoch sei "unübersehbar", dass diese schwinde und Raum mache für wachsende "Kontaktverstöße, Uneinsichtigkeit und Aggression". Damit reiht sich die Schilderung Gerulls in eine ähnliche Entwicklung ein wie in Köln und Bonn. Seit Pandemiebeginn wurden 762 Verfahren eingeleitet, mehr als 90 Prozent waren Verstöße gegen Maskenpflicht oder Kontaktverbot.

"Im ersten Lockdown sowie jetzt sind die Jüngeren der Altersgruppe U25 bei den Verstößen überrepräsentiert. Sie treffen sich bevorzugt in den Abendstunden, dann gern auf Schul- und Bolzplätzen in größerer Anzahl als erlaubt", so Gerull. Auch in Siegburg wurde das Ordnungsamt durch Kollegen aus anderen Teilen der Stadtverwaltung unterstützt und der Außendienst aufgestockt.

Wir wollen wissen, was Sie denken: Der General-Anzeiger arbeitet dazu mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Wie die repräsentativen Umfragen funktionieren und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort