Wetter in Bonn und der Region Tornados, Starkregen und Gewitter - so verhalten Sie sich richtig

Bonn · Am Donnerstag und Freitag wird es in NRW ungemütlich - und womöglich auch gefährlich. Gewitter bringen Starkregen, Hagel, Sturmböen und Blitzschläge mit sich. Und sogar Tornados könnten auftreten. Wir erklären, wie man sich bei solchem Wetter richtig verhält.

 Bei einem Gewitter sollte man sich möglichst nicht im Freien aufhalten.

Bei einem Gewitter sollte man sich möglichst nicht im Freien aufhalten.

Foto: Martin Gausmann

Das Wetter in Nordrhein-Westfalen wird ungemütlich - und womöglich sogar gefährlich: Auch in Bonn und der Region müssen sich die Menschen ab dem Nachmittag auf unwetterartige Entwicklungen mit Starkregen, schweren Sturmböen und Hagel einstellen. Punktuell seien orkanartige Böen von bis zu 110 Kilometern pro Stunde nicht ausgeschlossen, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) mit.

Der Grund für die Gewitterlage ist demnach eine warme und zunehmend sehr feuchte Luftmasse, die mit einer südwestlichen Strömung nach Nordrhein-Westfalen geführt wird. Nach DWD-Angaben erreicht die Lage mit Blitz und Donner am Freitag mit dem Durchzug eines Gewittertiefs ihren Höhepunkt. Am Freitag könnten sogar vereinzelte Tornados nicht ausgeschlossen werden. Wetterexperten raten in jedem Fall dazu, aufgrund der Wetterlage besondere Vorsicht walten zu lassen. Wie verhält man sich richtig?

Schutz suchen bei Tornados

Bei Tornados handelt es sich um rotierende Trichterwolken, die zum Boden hin zeigen und die abhängig von ihrer Stärke große Schäden anrichten können. Markantes Merkmal des Wetterphänomens ist ein Wolkenrüssel, der nach unten ragt. Tritt ein Tornado auf, sei man im Haus relativ sicher, rät der Bonner Meteorologe Karsten Brandt, der das Wetterportal Donnerwetter.de betreibt. „Bei Tornados, die wir hier kennen, halten die Gebäude stand“, sagt Brandt.

 Markantes Merkmal eines Tornados ist ein Wolkenrüssel, der nach unten ragt.

Markantes Merkmal eines Tornados ist ein Wolkenrüssel, der nach unten ragt.

Foto: Claas Kaufner

Wer in einem festen Gebäude ist oder sich dahin zurückziehen kann, der sollte möglichst in den Keller gehen, rät Andreas Friedrich, Tornadobeauftragter des Deutschen Wetterdienstes. Und dort weit weg von allen Türen und Fensters, bestmöglich sich sogar in einen fensterlosen Raum begeben. Denn dort ist man vor Trümmerteilen sicher, die der Tornado aufwirbelt und die Fenster, Rollläden, sogar Garagen mit Stahltoren durchschlagen können.

Ist man im freien Gelände unterwegs und kann dem Tornado weder ausweichen noch ein festes Gebäude erreichen, sollte man sich eine Mulde im Gelände suchen. Sie ist am besten so weit wie möglich entfernt von Häusern, Bäumen und Gegenständen, die der Tornado umwerfen und abheben lassen kann. Denn sie können zu tödlichen Geschossen werden. In die Mulde sollte man sich flach mit dem Gesicht nach unten legen.

Das Risiko, dass ein Tornado auftritt, sei aber gering, sagt Meteorologe Brandt. In Deutschland gebe es 30 bis 60 Tornados im Jahr in schwächster Ausprägung. In Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis trete ein Tornado seltener als alle zehn Jahre auf. Bundesweit gesehen sei es bei Wetterlagen wie der am Freitag aber nicht ungewöhnlich, wenn ein bis zwei Tornados auftreten. Doch die Wahrscheinlichkeit, bei Starkregen in einen Verkehrsunfall zu geraten, sei wesentlich höher.

So verhält man sich bei Gewitter im Freien

Blitzschlag, umherfliegende Gegenstände und umgestürzte Bäume - ein Unwetter bringt viele Gefahren mit sich. Wetterexperte Brandt warnt davor, sich bei Gewitter aufs Fahrrad zu setzen. Notfalls sollten nur kurze Strecken damit zurückgelegt werden. Auch Fußgänger sollten vorsichtig sein und den Aufenthalt im Freien möglichst meiden.

Autofahrer sollten bei Starkregen in keinem Fall durch Tunnel oder Mulden fahren, in denen sich das Wasser sammelt. Häufig lässt sich nicht einschätzen, wie stark der Bereich überschwemmt ist. Schon bei Wasserständen von 40 bis 50 Zentimeter könne der Motor Wasser ansaugen und das Fahrzeug so beschädigt werden.

Wichtig bei Starkregen zudem: Bewohner sollten Keller meiden. Beim Hochwasser, das die Region im vergangenen Jahr heimgesucht hatte, waren viele Menschen in ihren Kellern ertrunken, weil das Wasser unerwartet schnell eindrang. Aufgrund des Wasserdrucks lassen sich Türen und Fenster dann häufig nicht mehr öffnen und die Menschen werden eingeschlossen. Auch bei niedrigeren Wasserständen kann die Elektrik in Kellern gefährlich werden.

Wie schütze ich mein Eigenheim?

Bei Unwetter sollten Bewohner in jedem Fall darauf achten, Fenster und Türen zu schließen. Vor allem Dachfenster würden häufig mal vergessen, wodurch es zu Wasserschäden kommen kann. Eigenheimbesitzer sollten prüfen, ob Rückstauplatten und Rückstauventile funktionieren. Zudem helfen Sandsäcke und andere Erhöhungen dabei, das Regenwasser von Terrassentüren und Kellerfenstern fernzuhalten. Brandt empfiehlt zudem, einen Blick auf die regionalen Starkregenkarten zu werfen.

Für die Wetterlage vor dem Wochenende sieht Brandt aber keinen Grund zu übertriebener Sorge. „Es handelt sich um eine klassische Wetterlage, die nicht mit dem Starkregenereignis im Ahrtal und im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis im vergangenen Jahr vergleichbar ist“, sagt er. Die Wetterfront ziehe wesentlich schneller durch, die Flüsse würden nicht mit einer Hochwasserwelle reagieren. Punktuell könne es dennoch Überschwemmungen geben, wie sie am Montag in Rheinbach aufgetreten sind.

So verhält man sich bei Gewitter im Freien

Mehr als zwei Millionen Blitze werden in Deutschland nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) jährlich registriert. Die meisten davon sind sogenannte Wolkenblitze, von denen keine Gefahr ausgeht. Erdblitze dagegen, die – wie der Name schon sagt – aus den Wolken in die Erde gehen und von denen zwischen 200.000 und 400.000 jährlich niedergehen, haben es in sich. Schließlich kann ein Blitzschlag eine Stromstärke von bis zu 40.000 Ampere erreichen.

„Eichen sollst Du weichen, Buchen sollst Du suchen“ – so lautet eine alte Volksweisheit zum Schutz vor Gewitter. Dieser sollte man allerdings nicht folgen. Bäume stellen immer eine mögliche Gefahr dar, da Blitze meistens in den höchsten Punkt der Umgebung einschlagen – egal, um was für einen Baum es sich handelt. Daher sollte man sich von hohen Bäumen ebenso wie von Masten oder ähnlichem fernhalten.

Auch sich flach auf den Boden zu legen hilft nicht. Zwar bietet ein liegender Mensch wenig Erhöhung, dafür jedoch sehr viel Angriffsfläche. Besser ist es, sich möglichst klein zu machen: Füße zusammen, in die Hocke gehen und die Beine umfassen. Wer ein Fahrrad dabei hat sollte dies zudem besser abstellen und ein wenig abseits Schutz suchen, da das Metall des Rahmens ebenfalls anziehend wirken kann.

Sollte man beim Baden vom Unwetter überrascht werden, heißt es: Raus aus dem Wasser! Seen, Freibäder und sonstige Gewässer sind bei beginnendem Gewitter besonders gefährlich, da Wasser ein besonders guter Leiter von Strom ist.

So verhält man sich bei Gewitter im Gebäude

Grundsätzlich ist man in festen Gebäuden sicher. Da für Wohnhäuser in Deutschland jedoch keine Blitzableiter-Pflicht besteht, gilt es auch hier einige Dinge zu beachten. In Häusern ohne Blitzschutz sollten elektrische Geräte ausgeschaltet oder noch besser vom Strom genommen werden, da sie leicht kaputt gehen. Wer auf Nummer sicher gehen und seine Geräte dennoch weiter nutzen möchte, kann einen Überspannungsschutz direkt am Stecker installieren. Mobile Elektroteile können natürlich auch ohne diese Sicherung weiter in Betrieb bleiben. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass neben dem Mobilteil noch eine Telefonbasis oder ein Router existieren, die wiederum direkt mit dem Strom verbunden und somit gefährdeter sind.

So verhält man sich bei Gewitter in Auto, Bahn und Flugzeug

Auto, Bus oder Bahn bieten Schutz vor Unwettern, da sie einen faradayschen Käfig bilden. Da sie genau wie Flugzeuge aus Metall bestehen, leiten sie die Energie eines Blitzes – aber nicht nach innen. Solange die Fenster geschlossen sind, kann hier nichts geschehen.

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(ga/dpa)
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